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CD: Paul Ben-Haim KABBALAT SHABBAT 15€
Der gebürtige Münchner Paul Ben-Haim, einst an der Staatsoper Assistent von Bruno Walter und Knappertsbusch, dann Kapellmeister in Augsburg, dann arbeitslos und Flüchtling, erfährt eine späte Wiederentdeckung durch das Jewish Chamber Orchestra Munich. Daniel Grossmann stellt Werke aus den Jahren vor, in denen der Komponist sich ein neues Leben in Israel aufbaute: seine „Sonata in G“, die er für Yehudi Menuhin schrieb, seine orientalischen „Lieder ohne Worte“, seine Psalmvertonung „Machet die Tore weit“ und, als Hauptwerk, sein „Kabbalat Shabbat“. Der Sabbat, der Tag des Herrn, der Tag der Ruhe und Besinnung, wird mit frohem Gesang begrüßt. Über die Felder geht man ihm entgegen, in festlicher Kleidung. So erzählen es die Verse des Mystikers Schlomo Alkabez, und Paul Ben-Haim interpretiert sie mit einfachen, dem Geist der Liturgie dienenden Melodien.
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CD: John Cage SEVEN - QUARTETS I-VIII 15€
“John Cages ‘Quartets I-VIII’ ist eines der ungewöhnlichsten und raffiniertesten Orchesterwerke, das ich kenne. Es entstand zur Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten von Amerika. Cage verwendete acht alte amerikanische Choräle, die er mit Hilfe des chinesischen Orakels I Ging zu einem völlig neuen Werk umformte. Die Grundidee ist, immer nur vier Instrumente des Orchesters gleichzeitig spielen zu lassen. So entstehen ständig neue Gruppen, die sich zu Quartetten unterschiedlichster Instrumentation formieren.
‘Seven’ ist ein Stück mit ganz anderem Charakter: Cage setzt einen Rahmen für eine Improvisation für sieben Musiker. Das Stück dauert exakt 20 Minuten und wird mit Hilfe einer Stoppuhr gespielt. Jeder der 20 Takte hat einen vorgegeben Anfangs- und Schlusszeitraum. Der Musiker kann entscheiden, wann er beginnt, den Takt zu spielen und wann er damit aufhört.
Erstaunlicherweise sind die Vorgaben jedoch nur so frei, dass der Charakter des Stückes nicht verändert werden kann. Es ist keinesfalls beliebige Musik, jede Aufführung ist jedoch einzigartig. Das Ziel der Einzigartigkeit jeder Aufführung war einer der zentralen Grundsätze von John Cage. Nur so empfand er seine Musik als lebendig.” (Daniel Grossmann) -
CD: Moritz Gagern NIGUNIM FÜR ORCHESTER 15€
Das vom JCOM beim jungen Berliner Komponisten Moritz Gagern, der besonders mit Kompositionen für die Bühne große Erfolge gefeiert hat, in Auftrag gegebene, abendfüllende Werk ‘Nigunim für Orchester’ forscht der alten, heute wenig bekannten Tradition des Klezmer nach und feiert zugleich seine Vielgestalt: als Hochzeitsmusik; als virtuose Kunstform, die sich über Kulturgrenzen hinweg entwickelt hat; als sich weiter wandelnde Musik, die immer neue Vermählungen eingeht.
„Die Komposition wandert, wenn man so will, durch die Höhepunkte einer archaischen jüdischen Hochzeit und der entsprechenden Musik. Eine unumgängliche kompositorische Frage war: wie lässt sich eine mündlich überlieferte, großenteils verschollene und zutiefst interpretatorisch geprägte Musik in eine autonome Komposition für Orchester im 21. Jahrhundert übertragen?
Eine bestimmte Art der Beseeltheit und Leichtigkeit verbindet die verschiedenartigen Stücke, die uns als Hochzeitsmusik der osteuropäischen Juden überliefert sind. Am Anfang meiner Begegnung damit stand ein archäologisches Erlebnis. Ich hörte mir unterschiedlich rauschende Aufnahmen aus der Frühzeit der Tonaufzeichnung an, zum Teil in extremer Zeitlupe. Dabei kommt eine eigene Welt zum Vorschein, spieltechnisch unglaubwürdig und in jeder Hinsicht frei. Sie bilden einen Ausgangspunkt für Nigunim. Ein weiterer ist das Grammophon selbst.“ (Moritz Gagern)
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DVD: Das Alte Gesetz 18€
Emanzipation auf Jüdisch, Mitte des 19. Jahrhunderts:
EWALD ANDRÉ DUPONTS Stummfilm DAS ALTE GESETZ nimmt das klassische Motiv des Vater-Sohn-Konflikts auf und stellt die religiösen Welt des strenggläubigen Rabbiners im Shtetl der Theaterwelt Wien seines den weltlichen Künsten zugewandten Sohnes gegenüber.In Zusammenarbeit mit ARTE/ZDF und der Deutschen Kinemathek entstand eine Neuproduktion des Filmes in restaurierter Fassung mit neuer Musik des französischen Komponisten Philippe Schoeller. Die Uraufführung der neuen Filmmusik durch das JCOM unter der musikalischen Leitung von Daniel Grossmann fand im Rahmen der Berlinale 2018 statt.